Viele Leute wissen, dass Psychedelika unser Denken und Fühlen beeinflussen können. Hier unten dröseln wir die verschiedenen kognitiven Auswirkungen von Psychedelika auf und erkunden zahlreiche Formen der Verbesserung und Unterdrückung im Detail.
Psychedelische Substanzen können eine Vielzahl von Wirkungen erzeugen, die von Halluzinationen und visuellen Veränderungen bis zu einer wahrgenommenen Erweiterung unserer Sinne, Gefühle und Empfindungen reichen kann. Unter den vielen Facetten eines “Trips” finden sich auch kognitive Wirkungen. Das ist, wenn Psychedelika neue Inhalte in die Kognition einer Person einbringt, also den Vorgang, wie wir uns Wissen und Verständnis aneignen.
Warum ist es nützlich, zu verstehen, was bei der Einnahme von Psychedelika genau geschieht? Neben der Erkundung der wissenschaftlichen Implikationen auf unser Gehirn, hat es für Psychonauten einen praktischen Vorteile: Ein gut vorbereiteter Trip, bei dem Du genau weißt, was Dich erwartet, ist in der Regel auch ein angenehmer Trip. Also lass uns genauer anschauen, wie Psychedelika unseren Verstand beeinflussen.
Die Art und Weise, wie Psychedelika unser Denken, unser Erleben und unser Verständnis der Dinge beeinflussen, kann in verschiedene kognitive Zustände unterteilt werden:
Kognitive Verbesserungen und Unterdrückungen manifestieren sich auf vielerlei Arten, die wir unten im Detail erklären wollen:
Kognitive Verbesserungen sind gekennzeichnet durch gesteigerte Intensität der gewöhnlichen Wahrnehmungsprozesse, wie Gedächtnis, Konzentration und Kreativität unter dem Einfluss von Psychedelika.
Psychedelika können unsere Kreativität erhöhen. Sie können uns helfen, neue Ideen zu entwickeln oder Dinge in neuem und tiefgründigem Licht zu sehen. Das kann sich für Künstler, Autoren und Musiker auf der Suche nach neuen Inspirationen ebenso als hilfreich erweisen, wie für alle anderen, die einen Kreativitätsschub benötigen. Dabei ist es bemerkenswert, dass man annimmt, dass die kreativitätssteigernde Wirkung von Psychedelika nicht nur während des Trips wirkt, sondern auch über das Erlebnis hinaus. Kreativitätssteigerung der geht auch oft mit gesteigerter Motivation, besserer Analysefähigkeit, weniger persönlicher Voreingenommenheit und beschleunigtem Denken einher.
Psychedelika können den gegenwärtigen emotionalen Zustand einer Person drastisch verstärken. Anders, als wenn Psychedelika neue Emotionen wie Euphorie und Paranoia hervorbringen, verstärkt emotionale Erweiterung lediglich Deinen aktuellen “inneren” Zustand. Das kann sich natürlich in beide Richtungen entwickeln: Wenn Du gerade positiv eingestellt und gut drauf bist, keine Ängste und unterdrückten Emotionen in Dir trägst, dann ist es wahrscheinlich, dass ein psychedelischer Trip ein positives Erlebnis wird.
Andererseits können diese Drogen auch negative Gefühle verstärken, anstatt sie zu unterdrücken, was das Risiko eines negativen Erlebnisses erhöht; Folge ist ein Horrortrip. Daher ist es entscheidend, vor einem Trip auf das sogenannte “Set” (Geisteszustand) und “Setting” (Ort und Leute um Dich herum) zu achten.
Psychedelika können auch Deine Fähigkeit zur Konzentration auf ein einzelnes Thema verbessern, während es Dir leichter fällt, mit höherem Scharfsinn andere Dinge auszublenden. Daher erlaubt uns diese gesteigerte Konzentration, monotone oder langwierige Aufgaben mit größerer Effizienz zu erledigen. Tatsächlich kann diese Konzentration Dich sogar Essen, Trinken und Schlafen vergessen lassen – das solltest Du also im Hinterkopf behalten.
Abhängig davon, um welches Psychedelikum es geht, und wie es dosiert wird, kann dieser “Schub” an Konzentration allerdings auch dafür sorgen, dass Du völlig auf triviale oder ansonsten bedeutungslose Aufgaben fixiert bist, statt Dich wichtigeren Dingen zuzuwenden. Wir wir im Abschnitt zur emotionalen Erweiterung bereits erwähnten, nimmt man an, dass die konzentrationssteigernde Wirkung von Psychedelika, die Motivation zu steigern, mentale Stimulation und beschleunigtes Denken, noch Tage und Wochen nach dem Trip anhält.
Psychedelische Substanzen können uns helfen, bei verringertem Schlafbedürfnis wach und aufmerksam zu bleiben. Dabei ist erwähnenswert, dass sie nicht den tatsächlichen Energiegehalt des Körpers erhöhen, sondern stattdessen nur dafür sorgen, dass wir uns subjektiv wacher und ausgeruhter fühlen. Wenn sich jemand vor dem Konsum eines Psychedelikums etwas müde fühlt, wischt die Droge für gewöhnlich jeglichen Schlafbedarf beiseite. Nun ist es aber so, dass Psychedelika diese Wirkung möglicherweise nicht auf Personen haben, die unter Schlafentzug oder Erschöpfung leiden.
Psychedelika können unser Verlangen steigern, produktiv zu sein, Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen. Ähnlich wie bei der verbesserten Konzentrationsfähigkeit, kann dies bedeuten, dass Du Aufgaben erledigen kannst, bei denen Du sonst zögern würdest. Etwas, das zuvor noch schwer oder todlangweilig erschien, kann auf einmal Spaß machen oder auch einfach nur mit größerer Effizienz erledigt werden.
Dieser Effekt kann auf eine Reihe anverwandter Wirkungen zurückgeführt werden, einschließlich Wachsamkeit, positive Stimmung oder Fehlen von Ängsten und anderen hemmenden Faktoren.
Psychedelika können unsere Wahrnehmung auch hemmen. Hier sind einige der kognitiven Dämpfer, die unter dem Einfluss halluzinogener Substanzen wahrscheinlich auftreten:
Verwirrung ist die Unfähigkeit klar und zusammenhängend zu denken. Ein Zustand, in dem man womöglich nicht in der Lage ist, Konzepte und Situationen zu erfassen und zu verstehen, die im nüchternen Zustand absolut verständlich wären. Eine mögliche Verwirrung als Folge des Konsums psychedelischer Substanzen kann noch verstärkt werden, wenn jemand mit einer bestimmten Droge oder dem Setting, in dem sie konsumiert wird, nicht vertraut ist.
Wie auch bei anderen kognitiven Wirkungen, kann Verwirrung von anderen, damit zusammenhängenden Wirkungen begleitet werden, wie zum Beispiel Wahnvorstellungen, Deliriun und verminderte Gedächtnisleistung, was Verwirrung und mangelndes Verständnis noch erhöht.
Zu den potentiellen Wirkungen von Psychedelika gehört auch Aphasie, die ein vermindertes Verständnis von Sprache oder einen kompletten Ausfall des Sprachgebrauchs beschreibt. Das bedeutet, dass jemand, der ein Psychedelikum konsumiert hat, vorübergehend seine Fähigkeit verlieren kann, die eigenen Gedanke in Worte zu fassen oder zu verstehen, was andere sagen. Diese beiden Effekte treten jedoch nicht unbedingt gleichzeitig auf. Es kann vorkommen, dass jemand sich nicht mehr in der Lage sieht, sich auszudrücken, andere aber bestens versteht – oder andersherum.
Die sprachhemmende Wirkung von Psychedelika kann sich abhängig vom betreffenden Psychedelikum und der Dosis auch in der Schwere der Ausprägung unterscheiden. Bei niedrigen Dosierungen sind die Symptome in der Regel schwach ausgeprägt und unregelmäßig. Daneben gibt es aber auch Formen, bei denen jemand vielleicht weiß, was er sagen möchte, es aber einfach nicht kann. Unter dem Einfluss von Psychedelika kann in manchen Fällen nahezu jegliches Sprachvermögen, einschließlich Sprachverständnis und -ausdruck, vorübergehend gänzlich verloren gehen. Sprachunterdrückung geht oft mit anderen Wirkungen wie verzögertem Denken und/oder Verminderung der analytischen Fähigkeiten einher.
Psychedelika können auch die persönlichen Voreingenommenheit unterdrücken, was eine Abnahme oder vorübergehenden Abwesenheit von persönlichen oder kulturellen Präferenzen, Vorurteilen und Filtern bedeutet. Wer nach neuen Erkenntnissen strebt, kann sich diese Unterdrückung der persönlichen Voreingenommenheit zunutze machen, da sie Psychonauten ermöglicht zu realisieren, dass ihre etablierten Gedanken und Ansichten und womöglich ihre gesamte Persönlichkeit nicht auf einer objektiven Wahrheit beruhen, sondern vielmehr die Folge persönlicher Meinungsbildung sind. Wenn man es endlich schafft, diese gefilterte Wahrnehmung während eines psychedelischen Erlebnisses abzulegen, kann das zu ganz neuen Einsichten und Ansichten führen, die noch weit über das Erlebnis hinaus erhalten bleiben.
Die Unterdrückung der persönlichen Voreingenommenheit kann neben kognitiven Verbesserungen wie gesteigerter Konzentrationsfähigkeit, aber auch anderen Hemmungen wie einem gedämpften Erinnerungs- und Sprachvermögen auftreten.
Psychedelische Substanzen können die Fähigkeit einer Person zur Erhaltung eines funktionalen Kurz- und Langzeitgedächtnisses unterdrücken. Die Verminderung der Gedächtnisleistung hängt oft stark von der eingenommenen Dosis ab und kann in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten. Eine kleine Dosis bestimmter Psychedelika, einschließlich LSD und Magic Mushrooms, verursacht womöglich nur einen teilweisen Ausfall des Kurzzeitgedächtnisses. Bei einer höheren Dosierung dagegen kann sich diese Wirkung zu einem kompletten Ausfall von Kurz- und Langzeitgedächtnis steigern. Es kann vorkommen, dass man sich vorübergehend nicht mehr an bestimmte Details der gegenwärtigen Situation und der darauf folgenden Ereignisse erinnern kann. Dies wird oft durch andere Wirkungen wie Verwirrung, Orientierungslosigkeit, Gedankenschleifen oder einen völligen Verlust der Kontrolle verstärkt.
Sollte ein kompletter Ausfall des Langzeitgedächtnisses auftreten (der gewöhnlich auch von Kurzzeitgedächtnisstörungen begleitet wird), ist eine Person unter Umständen nicht mal mehr in der Lage, sich an die fundamentalsten Konzepte zu erinnern, wie etwa den eigenen Namen. Womöglich verliert man jegliche Fähigkeit überhaupt irgendetwas zu verstehen, einschließlich der vorherrschenden Konzepte von Zeit und Existenz. Alle mentalen Assoziationen, einschließlich der Bedeutungen und Präferenzen im Zusammenhang mit der Außenwelt, können sich völlig auflösen.
Egotod, der höchste Grad der Gedächtnisunterdrückung, ist der Verlust der Fähigkeit, Informationen in Zusammenhang mit dem Ich-Erleben und der eigenen Identität zu verstehen. Es ist die tiefgreifende Erfahrung der kompletten Abwesenheit (“Tod”) des eigenen Egos, wobei man sich nicht länger als Beobachter der Welt fühlt, sondern vielmehr als intrinsischen Teil des Universums.
Vielleicht etwas irreführend, bedeutet Egotod nicht, dass alle mentalen Prozesse eingestellt werden. Von denen, die ihn erlebt haben, wird eher berichtet, dass er das ansonsten stets präsente Gefühl verschwinden lässt, “der Denker zu sein”. Daher können alle Sinneseindrücke in ihrer reinsten Form und aus einer neutralen Perspektive verarbeitet werden, die frei von Voreingenommenheit, Erinnerungen und Erfahrungen ist. Egotod wird oft von anderen Erlebnissen wie einem Gefühl der Einheit und einer verstärkten Spiritualität begleitet.
Was genau geht in einem Gehirn auf psychedelischen Drogen vor? Von den klassischen halluzinogenen Substanzen wie DMT, LSD oder Magic Mushrooms (sogenannte serotonergene Halluzinogene) nimmt man an, dass sie ihre wahrnehmungsverändernde Wirkung durch eine Interaktion mit Serotonin-Rezeptoren (5-HT) im Gehirn erzeugen. Serotonin hat den Ruf, zu Gefühlen des Wohlseins und der Freude beizusteuern, doch seine tatsächliche biologische Funktion ist facettenreich, und es wird angenommen, dass sie Kognition, Belohnung, Gedächtnis und viele andere physiologische Prozesse umfasst.
Der Großteil der kognitiven Wirkungen von Psychedelika spielt sich im präfrontalen Kortex ab, also dem Teil des Gehirns, der mit Stimmung, Wahrnehmung und Kognition zu tun hat. Doch sie kann auch andere Bereiche des Gehirns betreffen, die zum Beispiel für die Regulierung von Erregung und Stress zuständig sind.
Eine 2012 veröffentlichte Studie legt nahe, dass die psychedelisch wirkende Verbindung N,N-Dimethyltryptamin (DMT) im menschlichen Gehirn auf natürliche Weise gebildet wird. Dies führte Forscher dazu, anzunehmen, das endogenes DMT an den einzigartigen Bewusstseinszuständen beteiligt sein könnte, die bei Nahtod- oder mystischen Erfahrungen auftreten.
Eine kürzlich an Nervenzellen von Tieren durchgeführte Studie legt nahe, dass Psychedelika die strukturelle und funktionelle neuronale Plastizität unterstützen, was die Fähigkeit des Gehirn ist, sich zu verändern und als Reaktion auf Veränderungen anzupassen. Wenn diese Ergebnisse sich auf den Menschen übertragen lassen, könnte es ein großes Potenzial auftun, psychedelische Substanzen erfolgreich für die Behandlung von bestimmten psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depression einzusetzen.
Laut den Forschern könnten Psychedelika vielleicht auch für die Reparatur geschwächter Bereiche des Gehirns verwendet werden. Eine 2018 veröffentlichte Studie ergab, dass Psychedelika die Anzahl der Verzweigungen und Verästelungen der Neuronen ebenso erhöhen können, wie die Anzahl der Synapsen, die Verbindungen zwischen Neuronen.
Bevor wir unsere Einführung zu (einem Teil) der kognitiven Wirkungen von Psychedelika abschließen, wollen wir eine wichtige Sache nicht unerwähnt lassen: Auch wenn es Gemeinsamkeiten in psychedelischen Erlebnissen gibt, reagiert jeder Mensch anders. Der beste Rat ist mit einer kleinen Dosis zu beginnen, die Wirkung zu beobachten und dann die Stärke der Dosis langsam zu steigern, bis Du einen Grad erreicht hast, mit dem Du glücklich bist. Direkt mit einer sogenannten “heroischen Dosis” zu starten, bietet keinerlei Vorteile und kann sogar abträglich sein, ein Psychedelikum in seinem besten Licht zu erleben.
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