Komplette Anleitung: Training Von Cannabispflanzen Für Anfänger
Wenn wir vom Training von Cannabispflanzen sprechen, meinen wir nicht, ihnen ein Schweißband umzubinden und sie Gewichte stemmen zu lassen. Nein, Cannabis-Training meint einige Methoden, die Deine Pflanzen zwar stressen, aber zu größeren Erträgen und insgesamt viel widerstandsfähigeren und robusteren Pflanzen führen. Hier erfährst Du alles darüber.
Von riesigen feminisierten photoperiodischen Monstern bis hin zu Autoflower-Pflanzen, die sich so gut wie selbst versorgen – bei Cannabissorten haben wir einfach die Qual der Wahl. Abgesehen von gelegentlicher Pflege und Instandhaltung müssen Anbauer nicht viel tun, damit ihre Pflanzen anständige Erträge liefern. Wenn Du jedoch einen Schritt weiter gehst und bestimmte Techniken anwendest, kannst Du nicht nur die Erträge in die Höhe treiben, sondern auch die Widerstandsfähigkeit Deiner Pflanzen verbessern und gleichzeitig auch kontrollieren, wie sie wachsen. Diese Methoden sind als Trainingstechniken bekannt – es gibt eine Reihe von Methoden mit geringem und hohem Stress ("low-stress" und "high-stress"), mit denen Du das Beste aus Deinem Cannabisanbau herausholen kannst. Hier erfährst Du alles, was Du wissen musst.
Warum Leute ihre Cannabispflanzen trainieren
Deine Pflanzen Stress auszusetzen mag kontraintuitiv klingen, aber wie bei den meisten Dingen im Leben kommt es einfach auf das richtige Timing an – und der Schlüssel ist, zu warten, bis Deine Pflanzen mit solchen Methoden umgehen können. Es gibt zwar einige Unterschiede zwischen den einzelnen Techniken, aber im Allgemeinen wird das Training in der vegetativen Phase durchgeführt, wenn die Pflanzen neues Laub produzieren. Um zum richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen, solltest Du warten, bis die Pflanzen mindestens drei Sätze echter Blätter entwickelt haben. Zu einem früheren Zeitpunkt könntest Du Deine jungen Pflanzen abtöten; zu einem späteren Zeitpunkt haben sie vielleicht keine Zeit mehr, sich zu erholen, bevor sie in die Blütephase übergehen.
Egal, ob Du drinnen oder draußen anbaust – es gibt viele Gründe, Deine Pflanzen zu trainieren. Der häufigste Grund ist wohl, die Qualität und Quantität der Blüten zu erhöhen. Bestimmte Anbaumethoden ermöglichen es Dir, die Ressourcen für die Entwicklung der Buds zu maximieren und auch das letzte Quäntchen aus einer Sorte herauszuholen. Auch die Widerstandsfähigkeit ist entscheidend, und verschiedene Trainingsmethoden haben das Potenzial, Deine Pflanzen zu stärken, sodass sie beim Anbau im Freien viel robuster sind. Auch wenn Du in Deinem Anbaubereich nur wenig Platz hast, kann Training der Weg sein, Deine Monsterpflanzen zu zähmen, sodass sie eine überschaubarere, kontrolliertere Größe aufweisen.
Ein Hinweis zu Autoflower-Pflanzen: Da autoflowering Pflanzen in die Blütephase übergehen, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, sind viele der unten genannten Trainingstechniken nicht für diese Art von Cannabis geeignet. LST, leichtes Entlauben und SOG sind jedoch dafür bekannt, dass sie bei Autoflowers funktionieren, wenn sie richtig eingesetzt werden.
Techniken für Anfänger
Wenn Du schon immer mal ausprobieren wolltest, Cannabispflanzen zu trainieren, hast Du Glück. Das Training von Marihuanapflanzen ist nämlich nicht nur Experten vorbehalten. Du wirst überrascht sein, dass es auch Techniken gibt, die perfekt für Anfänger geeignet sind. Werfen wir also zunächst einen Blick auf einige der Techniken für Anfänger.
Entlauben
Beim Entlauben werden die Blätter taktisch von der Pflanze entfernt, um die Luftzirkulation und den Lichteinfall zu verbessern. Das Entblättern ist nicht so Stress-auslösend wie manch andere Trainingsmethoden, und so ein einfacher erster Schritt, um Dein Können als Cannabisanbauer zu verbessern. Das Entfernen von Blättern von Deiner geschätzten Pflanze mag nach einer schlechten Idee klingen, aber es wird zu größeren Erträgen und hochwertigeren Blüten führen. Der Grund, warum das Entlauben so gut funktioniert, ist noch nicht ganz geklärt, aber solange Du Deine Pflanze nicht komplett kahl machst (denk daran, dass Pflanzen Blätter für die Photosynthese brauchen), ist dies eine gute Möglichkeit, mit dem Training zu beginnen. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier erwähnten Methoden wird das Entlauben in der Regel eher später in der vegetativen Phase durchgeführt, manchmal sogar bis in die Blütezeit hinein.
LST
Beim LST, auch bekannt als Low-Stress-Training, werden Stämme und Äste zusammengebunden und gebogen. Wir haben es hierbei allerdings nicht mit einer Bondagemethode für Pflanzen zu tun; dieser Prozess ermöglicht ein viel effizienteres und produktiveres Wachstum Deiner Pflanzen. Anstatt die Blätter abzuschneiden, fördert LST das seitliche Wachstum, was dazu führt, dass Bereiche der Pflanze, die sonst in Dunkelheit gehüllt wären, mehr Licht abbekommen. Das Ergebnis sind mehrere lebensfähige Blütenstände anstelle einer großen zentralen Cola, was die Gesamtqualität und möglicherweise auch die Quantität der Buds verbessern wird. Diese Methode ist schnell erlernt und funktioniert sowohl mit feminisierten photoperiodischen als auch mit autoflowering Sorten.
Honourable Mention: ScrOG & SOG
Jetzt geht es ans Eingemachte: Jeder Cannabis-Grower kennt ScrOG und SOG (oder Screen of Green bzw. Sea of Green). Mit diesen beiden Techniken holst Du das Beste aus Deinen Pflanzen und Deinem Anbau heraus.
Wie der Name vermuten lässt, nutzt ScrOG ein Gitter/Netz durch das die Cannabistriebe wachsen sollen. Dieses System hält alles nah am Boden und ermöglicht einen mühelosen Anbau. SOG hingegen zwingt zahlreiche Pflanzen viel früher zur Blüte, als sie es normalerweise tun würden. So bleiben die Pflanzen klein und bilden ein riesiges, gleichmäßiges Blätterdach – ein "Meer aus Grün" (Sea of Green). Es mag zwar seltsam erscheinen, die Pflanzenhöhe zu begrenzen, aber bei SOG geht es darum, den Ertrag pro Quadratmeter zu maximieren, nicht pro Pflanze.
Techniken für Fortgeschrittene
Wenn Du denkst, im Grow Room schon etwas Geschick zu haben, könnten die Techniken für Fortgeschrittene genau das Richtige für Dich sein. Diese Methoden sind etwas komplexer und erfordern ein wenig Können, aber lass Dich davon nicht abschrecken – hier gibt es richtig gute Ergebnisse zu ergattern. Mit etwas Geduld wirst Du sicher belohnt werden.
Topping
Beim Topping schneidest Du in der Wachstumsphase die Spitze Deiner Pflanze ab. Es mag grausam klingen, aber das Topping regt die Pflanze dazu an, Wachstumshormone umzuverteilen und zwei neue Haupttriebe zu entwickeln, was während der Blütephase zur Bildung zwei dominanter Colas führt. Dies kann zu deutlich höheren Erträgen und kürzeren, buschigeren Pflanzen führen.
Außerdem kann dieser Prozess ein paar Mal wiederholt werden, sodass die Entwicklung von noch mehr Colas gefördert wird. Allerdings brauchen die Pflanzen nach dieser Technik des High-Stress-Trainings (HST) Zeit, um sich zu erholen (etwa eine Woche), weshalb die meisten Anbauer ihre Pflanzen nur 1–3 Mal toppen. Obwohl der Vorgang des Toppings nicht unbedingt kompliziert ist, ist das Timing entscheidend. Wenn Du zu früh handelst, kann das katastrophale Folgen für die Entwicklung der Pflanze haben, und wenn Du zu spät handelst, wird der Ertrag zur Erntezeit geringer ausfallen. Wenn Du es jedoch richtig machst, wirst Du mit reichen Erträgen belohnt werden.
Fimming
FIM (oder "fuck, I missed") ist eine ähnliche Methode wie Topping, nur mit einem etwas anderen Ansatz. Diese Methode wurde zufällig entdeckt, als ein Anbauer das Topping seiner Pflanze verpfuschte. Das Ziel ist es, etwa 75% der wachsenden Spitze der Pflanze abzuschneiden und nicht die ganze Pflanze. Dadurch werden bis zu vier neue Haupttriebe gebildet, was die Blütenentwicklung deutlich erhöht. Wie viele andere Trainingsmethoden eignet sich auch das Fimming am besten für die vegetative Phase der Pflanze. Manche Anbauer bevorzugen FIM während der Sämlingsphase, viele andere warten, bis die Pflanze drei Sätze echter Blätter hat und etwa 30cm hoch ist. Wie beim Topping ist es wichtig, dass die Pflanze zwischen dem Fimming ein oder zwei Wochen ruhen kann, um sich zu erholen.
Lollipopping
Während es bei Trainingsmethoden bisher darum ging, mit der Schere den oberen Teil Deiner Pflanze abzuschneiden, zielt das Lollipopping auf den unteren Teil ab. Indem Du die unteren Blütenbereiche der Pflanze entfernst, wird sie dazu angeregt, ihre Energie in die Produktion hochwertigerer Buds im oberen Bereich zu stecken. Dadurch sieht Deine Pflanze vielleicht etwas kahl aus, aber glaub uns: Beim Lollipopping rechtfertigt der Zweck tatsächlich die Mittel. Mit einer Gartenschere und/oder Deinen Händen lassen sich die Blütenstände leicht entfernen. Allerdings braucht man dafür ein gutes Auge und eine ruhige Hand, also sei vorsichtig, wenn Du Dich an diese Methode machst.
Techniken für weiter Fortgeschrittene
Im Anschluss an die Techniken für Fortgeschrittene erfordern diese Trainingsmethoden für weiter Fortgeschrittene auf jeden Fall eine gewisse Vorerfahrung. Die Techniken für weiter Fortgeschrittene, zu denen Main-Lining und die Verwendung von Spalieren gehören, können das Ertragspotenzial erheblich steigern, wenn sie richtig angewendet werden. Wie bei den zuvor genannten Techniken sind Geduld und Vorsicht das A und O, also lass Dir Zeit.
Main-Lining
Das Main-Lining, auch bekannt als das Schaffen eines Manifolds, hat sich bei modernen Anbauern als Methode durchgesetzt. Es ist eine großartige Methode zur Maximierung der Erträge und eignet sich perfekt für kleinere Flächen. Im Grunde ist Main-Lining eine Kombination aus Topping, ScrOG und LST, die die Pflanze dazu zwingt, nach außen statt nach oben zu wachsen. Dies führt dazu, dass sich mehrere Colas entwickeln.
Beim Main-Lining wird das gesamte Wachstum unterhalb des dritten Sprossknotens entfernt. Dadurch bleiben zwei entgegengesetzte Äste übrig, die eine Y-Form bilden. Wenn Du diese Zweige nach unten bindest, wird die Pflanze ihre Nährstoffe und anderen Ressourcen zwischen den beiden Zweigen aufteilen und schließlich mehrere Colas austreiben, die bald blühen und voller Bud sein werden.
Spalieren
Das Spalieren ist ideal für Pflanzen, die gerne in schwindelerregende Höhen wachsen, und wird normalerweise nur für Projekte im Freien verwendet. Du kannst es aber auch drinnen machen, wenn Du den Platz dafür hast! Du denkst jetzt vielleicht, dass das Spalieren sperrige Holzkonstruktionen erfordert. Während das für traditionellere und kunstvollere Gartenprojekte zwar gilt, sieht es beim Cannabisanbau anders aus. Die Verwendung von leichtem Maschendraht und einem Rahmen aus Kunststoffdraht bietet eine viel elegantere Spalieroption für alle, die es mal ausprobieren wollen.
Die Idee ist, das Wachstum Deiner Pflanzen so zu unterstützen, dass nicht nur die Blütenproduktion maximiert wird, sondern auch die Luftzirkulation und die Raumausnutzung Deines Anbaus deutlich verbessert werden. Wenn Du die Triebe durch ein Spalier biegst und verflechtest, werden die Pflanzen buschig wachsen und mehrere Colas bilden. Es kann eine Weile dauern, bis man den Dreh raus hat, aber es ist unbestreitbar, dass Spaliere in der Welt der Cannabis-Trainingstechniken stabil seinen Platz hat.
Techniken für Profis
Zu guter Letzt haben wir noch unsere Techniken für Profis. Sie sind zwar nichts für schwache Nerven, aber einige Anbauer sind der Meinung, dass die Vorteile die Risiken auf jeden Fall wert sind. Wenn Du also Deine Trainingsfähigkeiten unter Beweis stellen willst, sind die folgenden drei Verfahren genau das Richtige für Dich.
Super Cropping
Super Cropping ist hart, aber brutal effektiv! Beim Super Cropping wird Deine Pflanze stark gestresst, damit eine Abwehrreaktion ausgelöst wird. Diese hormonelle Reaktion führt dazu, dass die Pflanzen buschiger werden und vor Blüten platzen. Der Stress wird durch vorsichtiges Biegen der Äste verursacht, wodurch ihr inneres Gewebe beschädigt wird, ohne dass sie geknickt oder gebrochen werden. Das klingt nach einer hohen Kunst, und das ist es auch. Wenn Du zu viel Druck ausübst, wirst Du mit einer sehr unglücklichen Pflanze dastehen. Wie bei anderen Techniken auch, ist es natürlich am besten zu warten, bis die Pflanzen drei Sätze Blätter/Knoten haben, bevor Du mit dem Super Cropping beginnst.
Monster Cropping
Wolltest Du schon immer mal Deine eigenen Cannabis-Klone zu Hause züchten? Nun, mit dem Monster Cropping kannst Du das tun. Bei dieser Technik wird während der Blütezeit ein Stecklinge von der Mutterpflanze entnommen und dann wieder in die Wachstumsphase zurückgeführt ("Re-Vegging"). Die Klone werden dann Wurzeln schlagen und sich zu eigenständigen Pflanzen entwickeln. Dies kann ein komplizierter Prozess sein, der sich in Sachen Gesamtertrag aber tatsächlich auszahlt. Diese Technik kann jedoch nicht bei Autoflower-Pflanzen angewandt werden und ist selbst für fortgeschrittene Anbauer etwas heikel.
Stämme spalten
Der letzte Punkt auf unserer Liste der Anbautechniken ist eine umstrittene Methode. Das Spalten der Stämme ist ein Verfahren, das den kolumbianischen Cannabisanbauern in den 1960er und 70er Jahren zugeschrieben wird, die ein Messer verwendeten, um die Cannabisstämme ein paar Wochen vor dem wichtigen Erntetermin anzugreifen. Warum solltest Du aber eine Pflanze stören, die so kurz davor ist, ihre Ware abzuliefern? Man geht davon aus, dass das Spalten des Hauptstängels etwa 7–10 Tage vor der Ernte dazu führt, dass die Pflanze mehr Harz und Terpene produziert, was die Qualität der Buds erhöhen kann.
Wenn Du das jedoch zu früh machst, kann Deine Pflanze extrem negativ auf den Stress reagieren. Wenn Du Dich für einen erfahrenen Grower hältst und den Geschmack und die Potenz Deiner Buds steigern willst, könnte diese Methode für Dich geeignet sein. Ansonsten solltest Du Dich an eine der oben genannten Methoden halten.
Bist Du bereit, Dich im Training zu versuchen?
Jetzt kennst Du eine ganze Reihe verschiedener Trainingstechniken, die für Anfänger über Fortgeschrittene bis hin zu Experten geeignet sind. Du musst nun nur noch die Technik(en) ausprobieren, die Dich ansprechen und Dich einer ganz neuen Welt des Cannabisanbaus öffnen. Du wirst nicht nur mit einer Vielzahl von Blüten belohnt werden, sondern auch Deine Fähigkeiten als Anbauer verbessern, sodass Du bei zukünftigen Anbauprojekten viel selbstbewusster an die Sache herangehen können wirst. Aber an welcher Sorte (oder Sorten) solltest Du Dich versuchen? Nun, das ist ganz einfach: Besuche den Zamnesia Seedshop und hol Dir einige der besten Samen, die es gibt.