Die Bedeutung Von Zucker Beim Cannabisanbau
Wochenlang hast Du sichergestellt, dass Deine Cannabispflanzen ausreichend Nährstoffe bekommen; Du hast mit größter Sorgfalt einen Bewässerungsplan ausgearbeitet, aber verfügen Deine Pflanzen über ausreichend Zucker für die Produktion fetter Blütenstände? Finde heraus, warum Zucker für den Anbau von Cannabispflanzen so wichtig ist und wie Du den Glukosegehalt richtig messen kannst.
Zucker. Viele Menschen denken dabei an eine weiße, kristalline, süchtig machende Zutat, die zum Süßen von Speisen verwendet wird. Außerdem verleiht er Früchten wie Banane oder Mango ihre leckeren Aromen. Zucker ist allerdings mehr als ein Süßungsmittel. Er ist eine in der natürlichen Welt allgegenwärtige Energiequelle – und spielt bei der Entwicklung von Cannabispflanzen eine besonders wichtige Rolle.
WAS IST ZUCKER (SOFERN ES CANNABISPFLANZEN BETRIFFT)?
Zucker ist ein Überbegriff für ein Konglomerat von Molekülen. Einfachzucker wie Glukose und Dextrose werden als Monosaccharide bezeichnet ("mono" bedeutet eins). Diese einfachen Moleküle sind die grundlegendste Art von Kohlenhydraten, die Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wasserstoffatome aufweisen. Solche einfachen Einheiten können sich zu komplexeren Zuckerverbindungen zusammenschließen, den sogenannten Disacchariden ("di" bedeutet zwei).
Längere Ketten aus diesen einfachen Molekülen bilden das Rückgrat von komplexeren Kohlenhydraten wie Oligosacchariden und Polysacchariden. In der Wissenschaft werden diese Verbindungen allerdings nicht als Zucker angesehen.
Oftmals sind Anbauer so sehr mit Nährstoffen und Bewässerungsplänen beschäftigt, dass sie gar kein Auge dafür haben, wie wichtig Zucker für ihre Cannabispflanzen ist. Cannabispflanzen können diese lebenswichtige Energiequelle zwar eigenständig produzieren, doch für Anbauer ist es trotzdem interessant, ihre entscheidende Rolle zu verstehen.
Höchste Zeit also, in die Bedeutung von Zucker für Cannabispflanzen einzutauchen. Wir beginnen mit Photosynthese und der Art und Weise, wie Zucker die Produktion von Buds verbessert. Anschließend beschäftigen wir uns mit Möglichkeiten für die Überwachung des Zuckergehalts Deiner Pflanzen.
DIE BEDEUTUNG VON PHOTOSYNTHESE
Wir Menschen müssen proaktiv Nahrung aufnehmen, um an die Glukose zu kommen, die unsere Zellen und das Gehirn mit Energie versorgt. Pflanzen hingegen versorgen sich durch die Aufnahme von Sonnenstrahlen selbst mit Zucker. Dieser Vorgang wird als Photosynthese bezeichnet – ein Wort, das im Biologieunterricht schnell vergessen, beim Anbau von Cannabispflanzen aber genauso schnell wieder in Erinnerung gerufen wird.
Pflanzen sind die einzige Zuckerquelle in der Natur, wobei die in Milch enthaltene Laktose die Ausnahme bildet, sowie einige naschhafte Bakterien. Bei Cannabispflanzen spielt sich die Magie in den Fächerblättern ab.
Photosynthetische Zellen in diesen Blättern enthalten spezielle Organelle namens Chloroplasten. Teil dieser Strukturen ist das Pigment Chlorophyll, das vielen Pflanzen ihr grünes Aussehen verleiht. Chlorophyll-Moleküle nehmen Sonnenlicht auf und wandeln es in Adenosintriphosphat (ATP) um – die zelluläre Energieeinheit.
Sonnenlicht ist allerdings nur ein Teil des Puzzles. Pflanzen verwenden außerdem durch die Wurzeln aufgenommenes Wasser und durch Spaltöffnungen absorbiertes Kohlendioxid. Im Zusammenspiel erzeugt dieses essentielle Trio Glukose. Als Nebenprodukt der Reaktion geben Pflanzen Sauerstoff ab.
Zucker spielt eine grundlegende Rolle in der Struktur von Pflanzen. Diese scheinbar intelligenten Wesen verketten Glukosemoleküle zu Cellulose – eine Substanz, die ihnen Kraft, Struktur und Form verleiht.
ZUCKER HABEN DIREKTEN EINFLUSS AUF DAS PFLANZENWACHSTUM UND DIE PRODUKTION VON BUDS
Zucker ist während des gesamten Wachstumszyklus unerlässlich. Pflanzen verwenden aus Glukose gewonnenes ATP für grundlegende physiologische Reaktionen, die an der Atmung, der Photosynthese und dem Aufbau von Zellwänden beteiligt sind.
Glukose spielt eine besonders wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Fortpflanzung. Beim Anbau von Cannabispflanzen ist das die Mitte der Blütephase! Etwa vier Wochen nach Beginn der Blüte rücken Zuckerverbindungen in den Vordergrund. Während dieser Zeit verwenden Pflanzen das Molekül, um ihre Buds aufzupumpen.
Zucker tragen nicht nur zur Größe und Dichte der Blüten bei, Pflanzen nutzen sie auch für die Produktion von Harz und aromatischen Terpenen. Letztere sind für die charakteristischen Gerüche bestimmter Cannabissorten verantwortlich und haben zudem sedierende oder energetisierende Eigenschaften.
VERTEILUNG VON ZUCKERVERBINDUNGEN IN CANNABISPFLANZEN
Nach der Photosynthese liefern Pflanzen Glukosemoleküle an die Stellen, in denen der Bedarf am größten ist. Sie transportieren Zucker in Form von Saft – eine schmierige Substanz, die außerdem Wasser, Mineralien, Aminosäuren und Pflanzenhormone enthält.
Die Blätter der Cannabispflanze sind bekannt als Zuckerquellen. Innerhalb der Quelle gelangt der Saft in das Phloem. Das Phloem ist ein Transportsystem, das spezialisierte Zellen enthält. Mithilfe von Wasser wird im Phloem Druck erzeugt und Saft sowie darin enthaltene Zucker zu Bereichen transportiert, in denen Glukose gespeichert und weiterverarbeitet wird. Hierzu zählen Bereiche mit aktivem Wachstum wie Blüten, Wurzeln und Blätter. Zuckerverbindungen unterstützen das Wachstum der Blütenstände und sorgen für fette Buds – ein wesentlicher Faktor für jeden Cannabisanbauer!
Auch in den Wurzeln spielt Zucker eine wichtige Rolle. Pflanzen geben Zucker in die Erde ab und nutzen die Energiequelle, um nützliche Mikroben wie Bakterien und Mykorrhizapilze zu ernähren. Als Gegenleistung bauen diese Lebensformen organische Materie ab und liefern Nährstoffe zu den Wurzeln.
ÜBERWACHUNG DES ZUCKERGEHALTS
Anbauer können sicherstellen, dass ihre Pflanzen genügend Zucker produzieren, indem sie den Glukosegehalt im Pflanzensaft messen. Obwohl sich das nach einem komplexen Prozess anhört, für den man ein Labor benötigt, kann es in Wirklichkeit mit einem einfachen Handmessgerät zu Hause durchgeführt werden. Erlaube uns, Dir das Refraktometer vorzustellen.
Refraktometer sind preiswerte Geräte zur Messung von Brix – dem Grad, zu dem Licht gebrochen wird, wenn es eine Lösung durchdringt. Vorher waren wieder im Biologieunterricht, jetzt ist es Zeit, etwas Physik zu rekapitulieren!
Einfach ausgedrückt: Brechung ist die Ablenkung des Lichts, die auftritt, wenn ein Lichtstrahl in ein Prisma oder eine Flüssigkeit eintritt. Ein gerader Lichtstrahl scheint beim Eintritt in das Objekt oder die Flüssigkeit in einem Winkel weiterzubewegen. Das Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass das Licht beim Eintritt in ein anderes Medium abgelenkt wird.
Refraktometer messen den Brechungswinkel in Grad Brix (°Bx).
Vor der Messung des Zuckergehalts musst Du sicherstellen, dass Du das Ganze bei Raumtemperatur durchführst. Zunächst musst Du das Gerät justieren. Schaue durch das Okular nach unten und stelle den Fokussierring so ein, dass Du die Skalen im Inneren gut erkennen kannst. Entferne die Abdeckplatte und entferne vorhandenen Staub, um alles genau ablesen zu können. Als nächstes tropfst Du mithilfe einer Pipette destilliertes Wasser auf das Prisma und schließt die Abdeckung. Finde eine helle Lichtquelle, schaue in das Okular und nimm eine Messung vor. Destilliertes Wasser sollte einen Wert von 0°Bx anzeigen. Dieses Messergebnis entspricht 0% Zucker.
Jetzt ist es an der Zeit, den Zucker in Deinen Cannabispflanzen zu messen. Drücke eine Saftprobe aus einem frischen Cannabisblatt und gib sie auf das Prisma. Schließe die Abdeckung und lies das Messergebnis ab. 1°Bx entspricht 100 Gramm Zucker in einer Lösung. Alles über 12°Bx oder 12% gilt als ideal. Ergebnisse unter diesem Wert deuten darauf hin, dass Deiner Cannabispflanze Zucker fehlt, was an einer unzureichenden Lichtintensität oder Nährstoffmangel liegen kann.
4 MÖGLICHKEITEN, DIE ZUCKERPRODUKTION VON CANNABISPFLANZEN ZU BEEINFLUSSEN
Sollte Deiner Pflanze Zucker fehlen, musst Du die Zuckerproduktion entweder durch direktes Hinzufügen von Zuckerquellen erhöhen oder die Produktion mithilfe anderer Methoden anregen.
1. ENTLAUBEN
Trimmen mag kontraproduktiv erscheinen, wenn Deiner Pflanze Zucker fehlt. Schließlich helfen Blätter bei der Zuckerproduktion, oder? Stimmt! Aber das Entfernen von Blättern veranlasst die Pflanze dazu, den Zucker zu den Blütenständen umzuleiten statt überschüssige Blätter zu versorgen. Trimmen, Beschneiden oder Entlauben – nenne es, wie Du willst, es handelt sich um eine todsichere Möglichkeit, den Zuckergehalt in den Blütenständen zu erhöhen. Aber übertreibe es nicht.
2. VERWENDE ENDMELASSE
Endmelasse (auch Restmelasse genannt) ist ein Nebenprodukt der Raffinierung von Zuckerrohr. Es wird von verschiedensten Landwirten dazu verwendet, das mikrobielle Leben in der Wurzelzone zu verbessern. Wenn Deinen Pflanzen Nährstoffe fehlen, geben sie wahrscheinlich nicht so viele Exsudate ab, wie sie eigentlich könnten, um nützlichen Mikroben einen Lebensraum zu geben. Reichere den Boden mit Melasse an, um das Mikrobenwachstum zu fördern, was wiederum Deinen Pflanzen helfen sollte, die für die Blüte wichtigen Nährstoffe aufzunehmen. Mische zwei Esslöffel in fünf Liter lauwarmes Wasser.
3. PASSE DIE BELEUCHTUNG AN
Ein niedriger Zuckergehalt kann auch auf einen Mangel an Licht zurückzuführen sein. Während der Wachstumsphase benötigen Deine Pflanzen vor allem für die Photosynthese ziemlich viel Licht. Ziele darauf ab, Deine Pflanzen mit etwa 1000W/m² zu versorgen.
4. FÜGE AMINOSÄUREN HINZU
Im Fachhandel gibt es mehrere Aminosäurenpräparate für die Steigerung der Zuckerproduktion. Diese Produkte enthalten Aminosäuren, die die Bildung von Chlorophyll unterstützen, welches die Pflanze wiederum bei der Umwandlung von Sonnenlicht in Zucker unterstützt.