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Was Ist Ein Schamane Oder Eine Schamanin?
6 min

Was Ist Ein Schamane Oder Eine Schamanin?

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Der Begriff Schamane/Schamanin wird oft verwendet und auf Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, Religionen und Praktiken angewandt. Aber was bedeutet er wirklich?

Die Menschen, die sich selbst als Schamanen oder Schamaninnen bezeichnen oder von anderen dafür gehalten werden, gehören verschiedensten Kulturen an. Es ist jedoch schwer zu sagen, was eine Schamanin/ein Schamane wirklich ist, und es gibt keinen Konsens darüber, was der Begriff bedeutet, nicht einmal unter denjenigen, die ihn für sich selbst verwenden. Manche meinen, er habe mit veränderten Bewusstseinszuständen zu tun, andere mit der Kontaktaufnahme zu Geistern und wieder andere beschränken seine Verwendung auf bestimmte asiatische und nordeuropäische Kulturen.

Wir haben nicht alle Antworten, aber mit diesem Artikel wollen wir einen Überblick über die Begriffe Schamane sowie Schamanin und Schamanismus anbieten und ein wenig von ihrer sehr interessanten Geschichte aufdecken.

Was ist ein Schamane oder eine Schamanin?

Was ist ein Schamane oder eine Schamanin?

Der Begriff Schamane und Schamanin sowie die Praxis des Schamanismus sind nicht eindeutig definiert, und je nachdem, wen Du fragst, bedeutet er etwas anderes und gilt für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Obwohl der Begriff weit verbreitet ist, scheint sich niemand darüber einig zu sein, was ein Schamane oder eine Schmananin genau ist.

Obwohl die Definition kritisiert wurde, geht man allgemein davon aus, dass ein Schamane/eine Schmananin jemand ist, der/die mit der Welt der wohlwollenden und böswilligen Geister kommuniziert und sie lenkt, indem er/sie sich in einen Trancezustand versetzt, entweder durch Musik, Tanz, psychotrope Substanzen oder eine Mischung aus diesen drei Mitteln.

Man glaubte sogar, dass die ewenkische Schamanen und Schamaninnen ihren Geist von ihrem Körper lösen und in die Geisterwelt reisen konnten. Diese Verbindung dient in der Regel dem Wohl der lokalen Gemeinschaft, zu der der Schamane/die Schamanin gehört. Manchmal werden Schamanen/Schamaninnen auch als eine Art Heiler oder weiser Mensch angesehen.

Thomas Downson identifiziert drei Merkmale, die oft auf diejenigen zutreffen, die als Schamane oder Schamanin gelten:

  • Die Praktizierenden erweitern ständig ihr Bewusstsein.
  • Diese Veränderung wird von der Gemeinschaft als wichtige rituelle Praxis angesehen.
  • Das Wissen über die Praxis wird kontrolliert.

Du wirst feststellen, dass diese Definition nichts über Geister aussagt und auch nicht versucht, die Tradition an eine bestimmte Kultur oder einen bestimmten Ort zu binden. Dadurch lässt sich der Begriff zwar leichter verallgemeinern, aber er verwässert auch die tatsächlichen Praktiken der Menschen, auf die der Begriff Schamane/Schamanin zuerst angewandt wurde und von denen er möglicherweise auch stammt.

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Was ist Schamanismus?

Was ist Schamanismus?

Auch der Begriff Schamanismus ist schwer zu definieren und wird willkürlich verwendet. Oft wird er von Außenstehenden auf Gruppen von Menschen angewandt, und der Begriff selbst wird kritisiert, da er koloniale Konnotationen hat.

Um ein bisschen mehr vom Schamanismus zu verstehen, müssen wir der Frage nachgehen, woher der Begriff stammt, und das ist schon nicht einfach. Es ist zwar nicht ganz klar, aber es wird angenommen, dass er aus den tungusischen Sprachen stammt, insbesondere aus den Dialekten der Sym Evenki oder der Mandschu. Es wird angenommen, dass der ursprüngliche Begriff "samān" ist, mit der Vorsilbe "sa-", die "wissen" bedeutet. Dies ist zwar die führende Theorie, aber sie ist keineswegs über jeden Zweifel erhaben.

Möglicherweise stammt der Begriff samān vom Sanskrit-Wort "śramaṇa" ab, das sich auf einen wandernden Mönch oder eine heilige Figur bezieht. Diese Theorie wurde von Mircea Eliade aufgestellt und wird von einigen anderen Denkern/Denkerinnen aber abgelehnt.

Der Begriff "Schamanismus" in seiner modernen Form wurde jedoch zuerst von russischen Intellektuellen und Kolonialisten/Kolonialistinnen verwendet, um die Praktiken der indigenen Völker Sibiriens zu beschreiben. Schamanismus wird manchmal als eine Religion bezeichnet, in der die Praktizierenden an eine Form des Animismus glauben – der Glaube, dass die Natur aus Geistern besteht. Es handelt sich jedoch nicht auf die Weise um eine Religion, wie die meisten Menschen annehmen, denn obwohl sich eine Kultur als "schamanisch" bezeichnen kann (oder von anderen so bezeichnet wird), gibt es keine einheitliche praktizierte Religion des Schamanismus und jede "schamanische" Kultur hat ihre eigenen Praktiken und Überzeugungen.

Obwohl der Begriff Schamanismus in Sibirien beheimatet ist, denken viele Europäer/innen und Nordamerikaner/innen bei Schamanismus an die Dschungel Südamerikas und Ayahuasca-Rituale. Dies allein zeigt schon eines der Hauptprobleme des Begriffs: Er ist ein Überbegriff, der von Außenstehenden verwendet und auf indigene Kulturen und Praktiken angewandt wird, auch wenn sie durch Ozeane und Kontinente voneinander getrennt sind.

Wo gibt es Schamanen und Schamaninnen?

Wo gibt es Schamanen und Schamaninnen?

Dies wirft die Frage auf, wo Schamanen/Schamaninnen leben? Je nachdem, wie man sie definiert, gibt es so ziemlich allen Ecken der Welt Schamanen/Schamaninnen. Wenn man es genauer nimmt, sind sie eher in Teilen Asiens zu finden, zum Beispiel in Sibirien und der Mongolei.

Wie Du siehst, hängt ihr Vorkommen davon ab, wie weit oder eng man die Begriffe Schamane oder Schamanin definiert. Man sollte jedoch beachten, Menschen, die sich selbst nicht als Schamanen/Schamaninnen bezeichnen, auch nicht Schamanen/Schamaninnen zu nennen. Menschen bezeichnen andere Kulturen gerne als "schamanisch", ohne die tatsächliche Bedeutung dieses Begriffs zu kennen oder die eigene Verwendung des Begriffs zu hinterfragen.

Schamanismus wurde als Begriff in die Anthropologie übernommen und relativ allgemein verwendet, zuerst in Sibirien und Asien, dann in Nordamerika, gefolgt von Südamerika, wo Schamanen/Schamaninnen mit Kräutern wie Salvia Divinorum, meskalinhaltigen Kakteen und DMT-haltigen Pflanzen und Amphibien in Verbindung gebracht werden. Auch wenn die Verwendung des Begriffs manchmal zu weit hergeholt ist, ist es doch erwähnenswert, dass die indigenen Kulturen Nordamerikas und Nordasiens Ähnlichkeiten aufweisen. Obwohl wir oft denken, dass zwischen diesen Orten Welten liegen, sind sie in Wirklichkeit während der Wintermonate durch zugefrorene Ozeane miteinander verbunden, und die Menschen bewegten sich, lange bevor europäische Kolonialisten die amerikanischen Küsten erreichten, zu Fuß und auf Schlitten zwischen ihnen hin und her.

Ein nützlicher Begriff, der auf viele Menschen in der modernen Welt besser zutreffen könnte, ist der des "Neoschamanismus". Neoschamanismus bezieht sich auf eine Vielzahl von Praktiken, die mit dem New-Age-Spiritualismus in Verbindung stehen und wenig oder gar nichts mit "traditionellen" schamanischen Praktiken zu tun haben. Neoschamanen und Neoschamaninnen mögen Trancezustände oder psychedelische Drogen nutzen, um einen tieferen Zugang zu sich selbst zu finden, versuchen aber normalerweise nicht, mit einer Geisterwelt zu interagieren.

Nutzen Schamanen und Schamaninnen zwangsläufig Drogen?

Nutzen Schamanen und Schamaninnen zwangsläufig Drogen?

In nordwestlichen Kulturen geht der Begriff Schamane/Schamanin meist mit der vagen Annahme einher, dass es sich um eine Person handelt, die psychotrope Drogen nimmt und damit etwas irgendwie Spirituelles tut – was das ist, weiß man allerdings selten.

Es gibt zwar tatsächlich eine Verbindung zwischen denjenigen, die ursprünglich als Schamanen/Schamaninnen bezeichnet wurden, und bestimmten Drogen – aber dieses Verhältnis ist nicht unbedingt zwingend. Der Schlüsselfaktor, der oft mit Drogenkonsum verwechselt wird, sind die Trancezustände, in die sich sogenannte Schamanen und Schamaninnen oft begeben. Diese Zustände können auch durch andere Mittel als Drogen herbeigeführt werden, zum Beispiel durch Tanz und Musik – vor allem durch Gesang, Trommeln und Rasseln. Diese Praktiken dienen dazu, mit den Geistern zu kommunizieren, zum Beispiel zu Heilungszwecken oder zur Wahrsagung.

Bei neoschamanistischen Praktiken dienen diese Trancezustände jedoch eher der Meditation und der Selbstheilung und Therapie als der Kommunikation mit der Geisterwelt.

Warum die Verbindung zwischen Schamanen/Schamaninnen und psychedelischen Drogen?

Warum die Verbindung zwischen Schamanen/Schamaninnen und psychedelischen Drogen?

Diejenigen, die das praktizieren, was als traditioneller Schamanismus bezeichnet werden könnte, haben oft Drogen in ihre Praxis integriert, um in einen Trancezustand zu gelangen. Tatsächlich ist die Verwendung von Drogen einer der entscheidenden Faktoren dafür, ob eine Person als Schamane/Schamanin bezeichnet wird – was zwar nicht mit der Geschichte übereinstimmt, aber erklärt, warum sich der Begriff auf der ganzen Welt und in vielen unterschiedlichen Kulturen durchgesetzt hat.

Das Volk der Sami am Nordpol hat Praktiken, die nach den meisten Definitionen als schamanisch bezeichnet werden könnten. Die Schamanen und Schamaninnen dieser Kulturen konsumieren Amanita muscaria (Fliegenpilz) Pilze, um sich in Trance zu versetzen und mit der Geisterwelt zu kommunizieren. Diese Verwendung psychoaktiver Pilze ist bei den indigenen Völkern Sibiriens weit verbreitet, und die enge Verbindung von Schamanismus und Drogen, insbesondere Pilzen, ist nicht unbegründet.

In Südamerika verwenden die Menschen, die oft als Schamanen oder Schamaninnen bezeichnet werden, psychedelische Drogen wie Psilocybe-cubensis-Pilze oder DMT in Form von Ayahuasca oder Krötensekreten. Traditionell werden solche Praktiken auch genutzt, um mit Geistern zu kommunizieren. US-Anthropologen/Anthropologinnen haben diese Praktizierenden auch als Schamanen/Schamaninnen bezeichnet, und der Begriff hat sich gehalten. Interessant ist, dass diese Menschen zwar als Schamanen oder Schamaninnen bezeichnet werden, die Kulturen selbst aber selten schamanisch genannt werden.

Kritik am Begriff Schamane/Schamanin

Kritik am Begriff Schamane/Schamanin

Wie bereits erwähnt, ist der Begriff Schamane/Schamanin unklar definiert und wird von einigen als problematisch angesehen. Der Hauptgrund dafür ist, dass er von den Tungusen übernommen wurde und dann von europäischen und nordamerikanischen Anthropologen/Anthropologinnen auf alle Gruppen oder Individuen indigener Kulturen auf der ganzen Welt angewendet wurde, deren Praktiken denen der Tungusen ähnelten.

Es geht nicht darum, dass der Begriff für alle diejenigen, für die er ursprünglich nicht verwendet wurde, unbedingt falsch ist – vielmehr sollte es wohl überlegt sein, ihn für eine weitere Gruppe von Menschen zu verwenden. Außerdem sollten nicht nur die Traditionen der Menschen berücksichtigt werden, von denen der Begriff ausgeht, sondern auch die der Menschen, auf die er angewandt wird.

Kulturen mögen von außen ähnlich erscheinen, haben im Innern aber wahrscheinlich ihre eigenen, spezifischen Praktiken und ihre eigene Sprache und Begriffe, um solche Praktiken und ihre Praktizierenden zu bezeichnen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Begriff leicht abwertende Untertöne hat, da er oft Bilder von "primitiven", "wilden" oder "unzivilisierten" Kulturen hervorruft, obwohl wir nichts über diese Menschen wissen. Ter Ellingson kritisiert den Begriff mit der Begründung, dass er ein universalistisches Bild von indigenen Kulturen erzeuge (Ellingson, 2001).

Darf sich jeder und jede als Schamane oder Schamanin bezeichnen?

Darf sich jeder und jede als Schamane oder Schamanin bezeichnen?

Sollte sich angesichts dessen jeder/jede als Schamane/Schamanin bezeichnen dürfen?

Viele Menschen in Nordamerika, Europa und darüber hinaus bezeichnen sich selbst als Schamanen/Schamaninnen, aber nur wenige haben mit den Menschen, von denen der Begriff stammt, gelernt (oder gar über sie gelernt). Andererseits erfüllt der Begriff in seiner breiteren, moderneren Verwendung einen Zweck und kennzeichnet, auch wenn er schlecht definiert ist, eine bestimmte Kategorie von Praktiken.

Es ist nicht an uns zu sagen, wer diesen Begriff verwenden sollte und wer nicht, aber wir sollten zumindest ein wenig mehr über seine Geschichte erfahren, bevor wir ihn auf uns selbst oder andere anwenden.

Schamanen, Schamaninnen und Schamanismus: Eine oft missverstandene Tradition

Schamanen, Schamaninnen und Schamanismus: Eine oft missverstandene Tradition

Wie Du Dir wahrscheinlich denken kannst, handelt es sich hierbei um ziemlich vage Begriffe mit unklaren Wurzeln. Tatsächlich scheint es schwer zu sein, den Begriff Schamane/Schamanin weiter zurückzuverfolgen als bis zu seiner ersten Verwendung als anthropologischer Begriff zur Beschreibung indigener Völker.

Allem Voraus sollte man sich darüber im klaren sein, dass die als Schamanen/Schamaninnen bezeichneten Menschen, und die Menschen, denen die Zugehörigkeit zu einer schamanischen Gruppe (oder Religion) nachgesagt wird, in Wirklichkeit eine Vielzahl von Völkern und Kulturen sind, die sich über Kontinente, Geschichten und Ethnien erstrecken. Schamanismus ist ein Sammelbegriff, der uns zwar über Aspekte einer bestimmten Gruppe informieren kann, sie aber nicht in ihrer Gesamtheit beschreibt. Vielmehr bezeichnet er allenfalls eine ähnliche Reihe von Praktiken, die zu unterschiedlichen, größeren Glaubenssystemen gehören.

Max Sargent
Max Sargent
Max schreibt seit über einem Jahrzehnt und ist in den letzten paar Jahren in den Cannabis- und Psychedelika-Journalismus eingestiegen. Durch seine Arbeit für Unternehmen wie Zamnesia, Royal Queen Seeds, Cannaconnection, Gorilla Seeds, MushMagic und viele mehr hat er in der Branche umfassende Erfahrung gesammelt.
Quellen
  • Ellingson, & Ter. (2001/1/16). The Ecologically Noble Savage - https://doi.org
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