Die Unterschiede Zwischen Rohem Und Decarboxyliertem Cannabis
Cannabinoide sind die bekanntesten der von der Cannabispflanze produzierten Verbindungen, doch wusstest Du, dass sie in zwei wesentliche Kategorien aufgeteilt werden können: sauer und decarboxyliert? Finde alles Wissenswerte über Cannabinoidsäuren und decarboxylierte Cannabinoide heraus, um die für Dich beste Art von Cannabis zu ermitteln.
Cannabis ist eine komplexe Pflanze, die über 400 verschiedene aktive Chemikalien enthält. Von diesen sind Cannabinoide die wohl bekanntesten, aber es gibt noch vieles, was wir über ihre Wirkweise und Auswirkungen auf unseren Körper nicht wissen.
In diesem Artikel werden wir einen Blick auf Cannabinoidsäuren und decarboxylierte Cannabinoide werfen, sowie ihre Unterschiede, Nutzen, Wirkmechanismen und vieles mehr erkunden.
Rohes vs. decarboxyliertes Cannabis: Worin besteht der Unterschied?
Rohes Cannabis bezieht sich auf Cannabispflanzenmaterial, das noch nicht getrocknet und ausgehärtet wurde. Es ist also entweder noch lebendig an der Pflanze selbst zu finden oder wurde frisch geerntet. Das Trocknen und Aushärten der Blüten hilft dabei, ihre Haltbarkeit zu verlängern sowie ihre Geschmacksrichtungen und Aromen zu bewahren. Wenn Du den Trocknungs- und Aushärtungsvorgang überspringen und rohe, frisch geerntete Buds in einem Behälter lagern würdest, wären sie nach nur wenigen Tagen verdorben, da sich in und um die Blüten Feuchtigkeit ansammeln würde, was einen Nährboden für Bakterien und Schimmel schafft.
Darüber hinaus hilft der Trocknungs- und Aushärtungsvorgang, die Cannabisblüten auf den Konsum vorzubereiten, indem ein als Decarboxylierung bekannter chemischer Prozess in Gang gesetzt wird. Dieser Prozess schlüsselt im Wesentlichen gewisse chemische Verbindungen im Harz der Blüten auf, wodurch viele der Cannabinoide "aktiviert" werden, die Cannabis seine einzigartige Wirkung verleihen.
Eine kurze Einführung zu Cannabinoiden
Von den über 100 Cannabinoiden in Cannabis sind THC und CBD die häufigsten und bekanntesten. Daher standen vornehmlich diese zwei Cannabinoide im Fokus der Forschung.
Auch wenn es überraschend klingen mag, kommen THC, CBD und jede der anderen sekundären Verbindungen, mit denen Du vertraut sein könntest (CBG, CBC, CBN etc.), in lebenden oder rohen Cannabispflanzen nicht natürlich vor. Sie werden vielmehr durch enzymatisch katalysierte Prozesse aus Cannabinoidsäuren synthetisiert.
Was sind rohe (oder saure) Cannabinoide?
Cannabinoidsäuren sind die ersten von lebenden Cannabispflanzen produzierten Cannabinoide. Die Cannabinoid-Biosynthese beginnt mit CBGA oder Cannabigerolsäure. CBGA wird in den Trichomen von blühenden Cannabispflanzen produziert und hilft, den Zelltod sowie die natürliche Blattabstoßung zu regulieren – zwei entscheidende Prozesse, die blühenden Cannabispflanzen helfen, ihre Energie auf die Bildung von Blüten zu konzentrieren.
Obwohl CBGA erstmals bereits in den 1960ern von Forschern in Israel isoliert wurde, hat es seitdem nicht viel Beachtung gefunden, weshalb es noch immer vieles gibt, was wir über die Funktion dieser Verbindung und ihre Auswirkung auf den Menschen nicht wissen (Hazekamp et al., 2004). Neben CBGA ist CBGVA oder Cannabigerovarinsäure die andere wichtige Cannabinoidsäure, die von lebenden Cannabispflanzen biosynthetisiert wird und zu der es noch weniger Studien gibt.
Während blühende Cannabispflanzen reifen, werden CBGA und CBGVA synthetisiert, um 6 wichtige Cannabinoidsäuren zu produzieren: CBGA wird zu THCA (Tetrahydrocannabinolsäure), CBDA (Cannabidiolsäure) und CBCA (Cannabichromensäure) synthetisiert, während CBGVA zu THCVA (Tetrahydrocannabivarinsäure), CBDVA (Cannabidivarinsäure) und CBCVA (Cannabichromevarinsäure) synthetisiert wird.
Die Konzentration dieser Cannabinoidsäuren in geernteten Pflanzen variiert je nach Genetik, Anbaumethode und Erntezeitpunkt. Wenn die Buds nach der Ernte schließlich trocknen, werden die in ihnen enthaltenen Cannabinoidsäuren langsam zu nicht-sauren Cannabinoiden decarboxyliert.
Quellen von Cannabinoidsäuren
In den höchsten Konzentrationen kommen Cannabinoidsäuren gewöhnlich vor in den Trichomen auf:
- Jungen Cannabisblüten (höchste Konzentration)
- Zuckerblättern (mittlere Konzentration)
- Fächerblättern (niedrigste Konzentration)
Eine der beliebtesten Verwendungsmöglichkeiten von lebenden Pflanzenteilen ist, in frische Säfte, Smoothies und Salate einzuarbeiten.
Was sind decarboxylierte (oder aktivierte) Cannabinoide?
Decarboxylierte oder aktivierte Cannabinoide sind die Nachfolger der zuvor erwähnten Cannabinoidsäuren. Der Vorgang der Decarboxylierung basiert auf Hitzeanwendung, um ein Kohlenstoffatom aus den Kohlenstoffketten in den Cannabinoidsäuren zu entfernen, was sie in ihre nicht-sauren Gegenstücke umwandelt. Während der Decarboxylierung wird:
- CBCA zu CBC
- CBCVA zu CBCV
- CBDA zu CBD
- CBDVA zu CBDV
- CBGA zu CBG
- THCA zu THC
- THCVA zu THCV
Während des Trocknungs- und Aushärtungsvorgangs läuft der Prozess der Decarboxylierung auf natürliche Weise in sehr langsamer Geschwindigkeit ab. Der Großteil findet jedoch statt, wenn wir Cannabis anzünden, verdampfen oder kochen, bevor wir es konsumieren. Während die Hitze von Deinem Feuerzeug, Vaporizer, Deiner Herdplatte oder Deinem Ofen die Buds durchdringt, spaltet sie Kohlenstoffketten in den Cannabinoidsäuren auf, was ihre chemische Struktur verändert und CO₂ in Form von Rauch oder Dampf freisetzt.
Quellen von aktivierten Cannabinoiden
Auf natürliche Weise kommen decarboxylierte Cannabinoide in lebenden Cannabispflanzen nicht vor. Stattdessen werden sie synthetisiert, wenn wir:
- Getrocknete Cannabisblüten rauchen oder verdampfen
- Mit Cannabis kochen
- Getrocknete Blüten zu Extrakten oder Konzentraten verarbeiten
Saure vs. decarboxylierte Cannabinoide: Was ist besser?
Ob Du saure oder aktivierte/decarboxylierte Cannabinoide bevorzugst, hängt hauptsächlich davon ab, warum Du Cannabis nutzt. Wenn Dein Hauptziel ist, high oder stoned zu werden, werden decarboxylierte Cannabinoide – speziell THC – Dich in diesen Zustand versetzen. THC hat eine hohe Affinität für CB1-Rezeptoren, einen entscheidenden Bestandteil des menschlichen Endocannabinoid-Systems. Wenn es an diese Rezeptoren bindet, ruft THC das typische High hervor, das wir mit Cannabis assoziieren. Kein anderes Cannabinoid auf Pflanzenbasis (sei es decarboxyliert oder sauer) hat eine derart hohe Affinität für CB1-Rezeptoren, weshalb THC allgemein als "das high machende Cannabinoid" angesehen wird.
Außer im Freizeitgebrauch werden THC und andere aktivierte Cannabinoide, darunter CBD und CBG, auch wegen ihrer nicht-psychotropen Effekte genutzt und wurden in den letzten Jahren zunehmend untersucht, um ihr pharmakologisches Potenzial zu bestimmen. Die Studien laufen noch, aber decarboxylierte Cannabinoide sind bereits hinsichtlich zahlreicher geistiger und körperlicher Erkrankungen untersucht worden.
Cannabinoidsäuren hingegen könnten sich für Menschen als verlockend erweisen, die Cannabis nutzen wollen, ohne high zu werden. Auch wenn es sehr wenig Forschung zu den sauren Verbindungen wie CBGA, CBDA und THCA gibt, lenkt der zunehmende Trend des Entsaftens die Aufmerksamkeit auf diese Cannabinoide. Manche Cannabisforscher, darunter der gefeierte Dr. Ethan Russo, haben zum Beispiel auch öffentlich über die einzigartigen potenziellen Nutzen von Cannabinoidsäuren gesprochen (Project CBD, 2020).
Auch wenn mehr Forschung erforderlich ist, um ihre Wirkmechanismen und potenziellen Nutzen vollständig zu verstehen, werden Cannabinoidsäuren derzeit wegen ihrer Auswirkung auf Folgendes untersucht:
- Schmerzen und Entzündung (Palomares et al., 2020)
- Bakterien (Martinenghi et al., 2020)
- Immunreaktion (van Breemen et al., 2022)
- Pilzerreger (Radwan et al., 2009)
Um ein wenig mehr Einblick in die Unterschiede zwischen decarboxylierten und sauren Cannabinoiden zu erhalten, lass uns ihre chemische Struktur, Anwendung, Wirkung und Sicherheit ansehen.
Chemische Struktur
Aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen Strukturen wirken saure und decarboxylierte Cannabinoide wahrscheinlich auf unterschiedliche Rezeptorzellen im Körper (oder zumindest in unterschiedlichem Maße) und entsprechen daher verschiedenen Anforderungen sowie Vorlieben. Gleichzeitig untersuchen Forscher momentan, ob die Kombination von Cannabinoidsäuren und aktivierten Cannabinoiden einen zweigleisigen Behandlungsansatz für verschiedene Probleme bieten könnte.
Anwendung
Eine der einfachsten und leichtesten Konsummethoden von decarboxylierten Cannabinoiden ist das Rauchen oder Verdampfen von ausgehärteten Cannabisblüten oder -extrakten (die in den meisten Teilen der Welt weiterhin illegal sind). Cannabinoidsäuren hingegen müssen aus lebendem Pflanzenmaterial bezogen werden, das roh gegessen oder entsaftet werden kann. Auch wenn diese Methode diskreter als das Rauchen eines Joints oder einer Bong sein mag, setzt sie Zugang zu lebenden Cannabispflanzen voraus, die im Großteil der Welt ebenfalls illegal sind.
Pharmakologische Wirkung
Wie bereits erwähnt, steckt das Verständnis von Cannabis noch in den Kinderschuhen. Gleichwohl sind decarboxylierte Cannabinoide im Vergleich zu Cannabinoidsäuren der Gegenstand von bedeutend mehr Studien gewesen. Obwohl es wenige Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Cannabinoidsäuren gibt, bleibt die Tatsache, dass wir über diese Verbindungen viel weniger als über ihre nicht-sauren Gegenstücke wissen. Deshalb sollten wir auf Nummer sicher gehen, was die Spekulation über potenzielle Effekte angeht.
Sicherheit
Cannabinoide haben bekanntlich eine sehr geringe Toxizität, doch das heißt nicht, dass alle von ihnen von jedem unbedenklich konsumiert werden können. Auch wenn Cannabinoide – sowohl decarboxyliert als auch sauer – gemeinhin für Freizeit- und Wellness-Zwecke eingenommen werden, ist mehr Forschung erforderlich, um dies zu verifizieren, bevor fallspezifischer Rat gegeben werden kann.
Saure, decarboxylierte und synthetische Cannabinoide: Die Unterschiede verstehen lernen
Saure, aktivierte und synthetische Cannabinoide (diese werden in Laboren erzeugt) haben alle einzigartige chemische Strukturen, potenzielle Effekte (sowohl positive als auch negative) und Anwendungen. Die Welt des Cannabis ist unermesslich und hinsichtlich des Verständnisses der vielen faszinierenden Facetten dieser uralten Pflanze haben wir erst an der Oberfläche gekratzt. Während Cannabis und seine Verbindungen immer weiter erforscht werden, werden wir sicherlich noch weitere aufregende und sichere Möglichkeiten finden, die Pflanze für holistische und Genusszwecke zu nutzen.
- Project CBD. (2020, January 11). LIVE INTERVIEW: Ethan Russo, MD talks about CBG, cannabinoid acids, and the global CBD phenomenon [VIDEO]. Youtube. - https://www.youtube.com
- Hazekamp, A., Simons, R., Peltenburg‐Looman, A., Sengers, M., van Zweden, R., & Verpoorte, R. (2004). Preparative isolation of cannabinoids from cannabis sativa by centrifugal partition chromatography. Journal of Liquid Chromatography & Related Technologies, 27(15), 2421–2439. - https://www.tandfonline.com
- Laura Daniela Martinenghi, Rie Jønsson, Torben Lund, & Håvard Jenssen. (2020, June). Isolation, Purification, and Antimicrobial Characterization of Cannabidiolic Acid and Cannabidiol from Cannabis sativa L. Biomolecules 10(6). - https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Palomares B, Ruiz-Pino F, Garrido-Rodriguez M, Eugenia Prados M, Sánchez-Garrido MA, Velasco I, Vazquez MJ, Nadal X, Ferreiro-Vera C, Morrugares R, Appendino G, Calzado MA, Tena-Sempere M, & Muñoz E. (2020 Jan). Tetrahydrocannabinolic acid A (THCA-A) reduces adiposity and prevents metabolic disease caused by diet-induced obesity. Biochemical Pharmacology 171(11). 10.1016/j.bcp.2019.113693 - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Radwan MM, Elsohly MA, Slade D, Ahmed SA, Khan IA, & Ross SA. (05/22/2009). Biologically Active Cannabinoids from High-Potency Cannabis sativa. Journal of Natural Products 72(5). 10.1021/np900067k - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- van Breemen RB, Muchiri RN, Bates TA, Weinstein JB, Leier HC, Farley S, & Tafesse FG. (01/28/2022). Cannabinoids Block Cellular Entry of SARS-CoV-2 and the Emerging Variants. Journal of Natural Products 85(1). 10.1021/acs.jnatprod.1c00946 - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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