Alles Wissenswerte Über THCP
Wenn wir Dir sagen würden, dass Cannabis ein Cannabinoid enthält, das über 30-mal stärker als THC ist, würdest Du uns glauben? In diesem Artikel besprechen wir THCP, ein neuartiges Cannabinoid, das die Aufmerksamkeit der Cannabis-Community und medizinischen Forschungsgemeinschaft auf sich gezogen hat, und trennen Fakten von Fiktion.
Du weißt gut über THC Bescheid und hast Dich auch schon mit CBD vertraut gemacht. Du hast sogar ein allgemeines Verständnis von CBN, THCV und einer Handvoll weiterer Cannabinoide. Doch was ist mit THCP? Hat dieses Ende der 2010er-Jahre entdeckte Cannabinoid etwas Besonderes zu bieten oder handelt es sich lediglich um ein weiteres Modewort, das in der schnell wachsenden Cannabisbranche kursiert? Wir werden diese und weitere Fragen beantworten, während wir alles erläutern, was wir über Tetrahydrocannabiphorol oder THCP wissen.
Was genau ist THCP?
THCP ist ein aus Cannabis gewonnenes Cannabinoid – also ein Phytocannabinoid –, das erstmals 2019 von einem Team italienischer Forscher aus der Pflanze isoliert wurde. Wie THC, zu dem es ein Homolog ist, besitzt THCP eine Bindungsaffinität zu den beiden wichtigsten Cannabinoid-Rezeptoren – CB1 und CB2. Insbesondere die Affinität von THCP zu CB1 scheint jedoch deutlich größer zu sein als die von THC (Δ-9-THC), wobei manche Menschen behaupten, THCP sei darüber hinaus deutlich potenter als THC (dazu später mehr).
Ist THCP synthetisch?
THCP wird von der Cannabispflanze produziert, jedoch von Natur aus nur in außergewöhnlich geringen Mengen. Das ist der Grund dafür, dass die meisten derzeit auf dem Markt befindlichen THCP-Produkte durch chemische Veränderung von aus Hanf gewonnenem CBD oder mit biochemischen Vorläufern hergestellt werden. THCP kann also aus anderen Verbindungen synthetisiert werden, von Natur aus ist es allerdings nicht synthetisch.
Wie unterscheidet sich THCP von THC?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei THCP um ein molekulares Homolog von THC, was bedeutet, dass sich beide Verbindungen nur in der Länge ihrer jeweiligen Kohlenstoffkette unterscheiden. Konkret weist THC eine Seitenkette mit fünf Kohlenstoffatomen (Pentyl) auf, während die entsprechende Kette bei THCP aus sieben Kohlenstoffatomen (Heptyl) besteht. Obwohl dies nur ein kleiner Unterschied zu sein scheint, hat er doch große Auswirkungen.
Wirkt THCP stärker als THC?
An diesem Punkt beginnt es, richtig interessant zu werden. Vorläufige Untersuchungen deuten darauf hin, dass THCP eine Bindungsaffinität zu CB1-Rezeptoren aufweist, die über 30-mal größer ist (33-mal, um genau zu sein) als die von THC. Vor diesem Hintergrund vergleichen Forscher die Bindungsaffinität von THCP mit der von potenten synthetischen Cannabinoidprodukten, die auf dem Markt zirkulieren. Es ist jedoch erwähnenswert, dass einige Quellen behaupten, THCP sei 33-mal wirksamer als THC, obwohl die Bindungsaffinität nicht gleichbedeutend mit der Potenz ist. Dennoch geht man davon aus, dass die Wirksamkeit von THCP tatsächlich viel größer ist als die von THC; in welchem Ausmaß, ist allerdings unklar und letztlich wohl subjektiv.
Leider ist der natürliche THCP-Gehalt in Cannabispflanzen, wie bereits erwähnt, extrem niedrig – meist liegt die Konzentration weit unter 1 Volumenprozent. Aus diesem Grund gibt es derzeit keine Möglichkeit, eine Cannabissorte zu finden, die einen ausreichend hohen THCP-Gehalt aufweist, um wesentliche Wirkungen liefern. Darüber hinaus bedeutet die Tatsache, dass eine Cannabispflanze hohe Mengen an THC enthält, nicht, dass automatisch auch der THCP-Gehalt höher ausfällt. Vielmehr scheint der THC-Gehalt überhaupt keinen Einfluss auf die natürliche THCP-Konzentration in Cannabispflanzen zu haben.
Welche Anwendungsmöglichkeiten hat THCP?
Immer wenn ein neuartiges Cannabinoid entdeckt wird, sind die medizinische Gemeinschaft und die Cannabis-Community gleichermaßen erpicht darauf, dessen potenzielle Nutzen für den menschlichen Geist und/oder Körper auszuschöpfen. Gegenwärtig ist es allerdings noch viel zu früh, um zu behaupten, THCP könnte klinische Anwendungen für bestimmte Krankheiten haben. Die Art seiner Wirkung macht es jedoch aus mehreren Gründen zu einem interessanten Kandidaten für weitere Forschung.
Da man davon ausgeht, dass seine Potenz wesentlich größer ist als die von THC, könnte es zumindest potenziell für Patienten von Nutzen sein, die hochwirksame Produkte für die Behandlung einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme suchen.
Wie sicher ist THCP?
Es ist unklar, wie sicher THCP genau ist, insbesondere wenn es in Form isolierter, synthetisierter Produkte eingenommen wird. Da der Markt für synthetische Cannabinoidprodukte in der Regel kaum reguliert ist, kann niemand garantieren, dass es sich bei dem, was man einnimmt, tatsächlich um THCP handelt und es nicht verfälscht oder falsch gekennzeichnet wurde.
Da THCP außerdem so potent ist, werden Nutzer bei der Anwendung solcher Produkte möglicherweise ein tiefes Unbehagen verspüren, mit Nebenwirkungen wie Paranoia, Angstzuständen und Schwindel. Solltest Du THCP-Produkte in die Finger bekommen, empfiehlt es sich, mit sehr kleinen Mengen zu beginnen und die Produkte überdies nur von einem seriösen Anbieter zu beziehen.
Kann THCP bei einem Drogentest nachgewiesen werden?
Es ist sehr wahrscheinlich, dass THCP dazu führen kann, dass man einen Drogentest nicht besteht. Das liegt daran, dass die meisten gängigen Drogentests, wie zum Beispiel Urintests, nach dem THC-Metaboliten THC-COOH suchen. Und leider werden sowohl Δ-9-THC als auch THCP vom Körper letztendlich in THC-COOH umgewandelt, was bedeutet, dass es bei einem Drogentest nachgewiesen werden kann.
Falls Du also weißt, dass ein Drogentest ansteht, solltest Du vor dem Test vollständig auf THC und seine Analoga/Homologe verzichten.
Ist THCP legal?
Angesichts seiner erhöhten Potenz kann THCP unmöglich in Regionen legal sein, in denen THC illegal ist, oder? Nun, das variiert. Gemäß der Farm Bill von 2018 gilt in den Vereinigten Staaten jede Cannabispflanze, die weniger als 0,3 % THC enthält, als legal. Und wie bereits erwähnt, ist es möglich, legale Hanfpflanzen mit CBD und anderen Cannabisverbindungen für die Synthese von THCP zu nutzen.
Auch wenn das Endprodukt THCP berauschend ist, gibt es auf dem heutigen Markt zahlreiche Schlupflöcher. So ist die Verbindung derzeit in den meisten Teilen der USA legal – was sich jedoch ändern kann, da Regierungen auf lokaler und bundesstaatlicher Ebene hart gegen den Verkauf psychoaktiver Hanfprodukte vorgehen.
Welche THCP-Produkte gibt es?
Trotz der unklaren Rechtslage von THCP können zahlreiche Produkte online oder in manchen Regionen auch in Geschäften erworben werden. Am häufigsten erscheinen THCP-Produkte in Form von Vape-Kartuschen, Tinkturen, Fruchtgummis und anderen angereicherten Edibles sowie Dabs. Die Produkte variieren in Qualität und Zusammensetzung, die meisten werden jedoch als sehr potent beworben. Es ist erwähnenswert, dass Du keine THCP-Blüten finden wirst, da es noch keine Sorte gibt, die einen hohen Gehalt dieser Verbindung aufweist. Aus diesem Grund solltest Du sehr vorsichtig sein, falls Dir THCP-Buds zum Verkauf angeboten werden, da das Produkt wahrscheinlich in gewisser Weise verfälscht wurde.
Die zukünftigen Auswirkungen von THCP
Einer der vielleicht faszinierendsten Aspekte der Entdeckung von THCP ist seine Gesamtwirkung auf die Cannabiserfahrung. Forschern fällt es nach wie vor schwer, genau herauszufinden, warum verschiedene Cannabissorten unterschiedlich auf uns wirken. Man geht zwar davon aus, dass sekundäre Pflanzenstoffe wie Terpene und Cannabinoide dabei die größte Rolle spielen, allerdings ist nicht ganz klar, welche Chemikalien zu welchen Wirkungen führen. Doch nach unserem aktuellen Wissensstand bringt THCP die mögliche Rolle weniger bekannter oder völlig unbekannter Verbindungen hinsichtlich der pharmakologischen Wirkungen von Cannabis ans Licht, wenn die Wirkungen nicht einfach durch das Vorhandensein von THC und CBD oder weitere Hauptbestandteile erklärt werden können.
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