Cannabinoide: Könnten Sie Helfen, COVID-19 Vorzubeugen?
Auch wenn Cannabis mit der Behandlung vielerlei Leiden assoziiert wird, mag es weit hergeholt erscheinen, dass es wirklich bei COVID-19 hilft. Eine aktuelle Studie deutet jedoch darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide der Cannabispflanze in der Lage sein könnten, das Eindringen des Coronavirus in Wirtszellen zu verhindern. Wir gehen der Sache nach.
Es ist vermutlich nichts Neues, dass die COVID-19-Pandemie weltweit einige Probleme verursacht hat, und dass die Einführung der Impfstoffe diese auch nicht völlig aus der Welt räumen konnte.
Zum Zeitpunkt, als dieser Artikel verfasst wurde, hat COVID-19 bereits über 5,6 Millionen Leben gefordert und 366 Millionen Infektionen verursacht – und vermutlich sind es noch mehr. Diese Zahlen sind erschütternd und die Beeinträchtigung des Lebens fast aller Menschen auf der Erde ist nicht zu beziffern.
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich COVID-19 entwickelt, ist ein größeres Arsenal als nur die Impfstoffe von Vorteil, um sowohl die Ausbreitung als auch den Schweregrad der Erkrankung zu bekämpfen. Eine aktuelle Studie der University of Oregon weist darauf hin, dass bestimmte flüchtige Cannabinoide eine Rolle beim Schutz von Zellen vor einer COVID-19-Infektion spielen könnten (Breemen u. a. 2022)[1].
Wie infiziert das Coranavirus Zellen?
Damit sich ein Virus vermehren kann, muss es sich an Zellen des Wirts binden und diese übernehmen. Beim Menschen bindet SARS-Cov-2 (COVID) am leichtesten an Zellen mit dem Rezeptor ACE2 (oder Angiotensin-konvertierendes Enzym 2 für diejenigen, die es wissenschaftlich mögen). Zellen mit ACE2-Rezeptoren findet man vor allem in der Lunge, in den Arterien, im Herzen, in der Niere und im Verdauungstrakt. COVID findet am leichtesten den Weg in die Lunge, weshalb es mit den Atemwegen in Verbindung gebracht wird.
Die Spike-Proteine auf der Oberfläche von COVID binden sich an Zellen mit ACE2-Rezeptoren, so dass diese in die Zellen eindringen und weitere COVID-Viren in ihnen produzieren können – bis die Zellen aufbrechen und die Viren sich weiterverbreiten.
Wie könnte Cannabis die COVID-Infektion beeinflussen?
Die Forscher verwendeten isolierte Cannabigerolsäure (CBGA) und Cannabidiolinsäure (CBDA), um zu testen, ob diese Cannabinoide die Bindung von COVID an unsere Zellen blockieren können. Sie führten dieses Experiment in vitro durch – also in einem Labor und nicht an lebenden Organismen.
Die ersten Ergebnisse waren positiv. Sie fanden heraus, dass CBGA und CBDA anscheinend an die Spike-Proteine von COVID binden, so dass diese nicht mehr an unsere Zellen binden können und somit blockiert werden. Allerdings sind die Mengen dieser Cannabinoide, die für eine effektive Wirkung erforderlich sind, wahrscheinlich sehr hoch. Die Forscher stellen fest: "Die Konzentrationen, die erforderlich sind, um eine Infektion bei 50% der Viren zu verhindern, sind hoch, könnten aber klinisch erreichbar sein". Sie spekulierten, dass die gemeinsame Anwendung von CBGA und CBDA wirksamer sein könnte als die alleinige Einnahme eines der beiden.
Gegen welche Coronavariante könnte Cannabis helfen?
Diese Untersuchungen begannen bereits kurz nach Beginn der Pandemie. Sie wollten jedoch speziell herausfinden, ob Cannabinoide dort ansetzen können, wo Impfstoffe und natürliche Resistenzen angesichts der neueren Varianten vor Probleme stoßen.
Damals testeten sie mit den als Alpha und Beta bekannten Varianten. Sie fanden heraus, dass diese Cannabinoide eine robuste Verteidigung gegen die neuen Varianten bieten.
Ohne weitere Forschung zu neueren Varianten ist es jedoch nicht möglich, das Potenzial für Delta oder Omicron zu kennen.
Wie wurde die Studie durchgeführt?
Wie bereits erwähnt, wurden diese Tests in vitro durchgeführt, also in einem Labor. Man denke an Petrischalen, Spritzen, Reagenzgläser und eine sehr sterile Umgebung. Das heißt, es wurden keine Versuche an Tieren oder Menschen oder groß angelegte Studien durchgeführt. Dies ist Forschung in ihren allerersten Schritten.
Die Zellen wurden unter diesen Bedingungen entweder dem lebenden Virus oder einem Pseudovirus ausgesetzt, das COVID-Spike-Proteine exprimiert. Anschließend wurde untersucht, wie sich die Gabe von CBGA und CBDA auf die Infektionsraten nach 24 und 48 Stunden auswirkt.
Welche Cannabinoide waren am wirksamsten gegen COVID-19?
CBGA, CBDA und THCA-A zeigten alle die höchste Wirksamkeit in Bezug auf die Verhinderung des Eindringens des Virus in die Wirtszellen. Δ9-Tetrahydrocannabinol, Δ8-Tetrahydrocannabinol, Cannabichromen, Cannabigerol, Cannabinol und Cannabidiol zeigten allesamt wenig bis gar keine Wirksamkeit.
Dies zeigt ein weiteres Problem auf, wenn man diese Forschung und die Schlagzeilen für bare Münze nimmt. Die Cannabinoide, die am wirksamsten waren, sind nicht in großen Mengen in Cannabis enthalten und lassen sich nicht leicht verabreichen. Wenn man zum Beispiel einen Joint raucht, erhält man keine gute Dosis von CBGA, CBDA oder THCA-A. Ganz im Gegenteil, bei der Verbrennung von Cannabis werden CBDA und CBGA in CBD und CBG umgewandelt, so dass man gar nichts davon abbekommt!
Kann Cannabis im Kampf gegen COVID-19 helfen?
So wie es aussieht, wird Cannabis nicht einspringen und die Welt retten. Das heißt aber nicht, dass es in Zukunft keine Rolle spielen und diese Entdeckung nicht zu umfassenderen, noch tiefgreifenderen Entdeckungen führen wird.
Zwar könnte das Schlimmste der COVID-Pandemie vorbei sein, bevor wir CBDA oder CBGA einsetzen können, doch wenn sich herausstellt, dass die Mechanismen, mit denen COVID in dieser Forschung gehemmt wurde, auf andere Virusinfektionen ausgeweitet werden können, könnte dies die Grundlage für einen allgemeinen Durchbruch bei der Prävention und Behandlung ähnlicher Viren in der Zukunft bilden.
- (n.d.). van Breemen, R., Muchiri, R., Bates, T., Weinstein, J., Leier, H., Farley, S. and Tafesse, F., 2022. Cannabinoids Block Cellular Entry of SARS-CoV-2 and the Emerging Variants. Journal of Natural Products - https://doi.org
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