Kann Absinth Dich Halluzinieren Lassen?
Der Mythos der "grünen Fee" ist eines der bekanntesten Schauermärchen, die mit einem alkoholischen Getränk in Verbindung gebracht werden. Die Wahrheit ist jedoch weitaus weniger gefährlich (und möglicherweise auch weniger aufregend), als die Überlieferung Dich denken lässt. Lies weiter, um alles zu erfahren, was Du über Absinth wissen musst.
Absinth ist ein berüchtigtes alkoholisches Getränk, das man hauptsächlich mit den Künstlern in Verbindung bringt, die diese Spirituose im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts genossen haben. Aber was genau ist Absinth und ist er wirklich psychedelisch? Und wie stellt man dieses Getränk zu Hause her?
WIE WIRD ABSINTH HERGESTELLT?
Absinth, den man auch als "grüne Fee" (la fée verte) kennt, kann verschiedene Grüntöne annehmen oder aber völlig farblos sein. Die Herstellung von Absinth ähnelt der Herstellung von Gin: Kräuter wie Wermut werden in Trinkalkohol mazeriert, bevor man eine erneute Destillation durchführt, um den bitteren Geschmack zu beseitigen. Ist der Absinth in der Flasche farblos, nennt man ihn "Blanche" oder "La Bleue".
Traditionellere Absinthe erhalten ihre eindrucksvolle smaragdgrüne Farbe durch eine sekundäre Mazeration mit anderen Pflanzen wie Ysop und Pfefferminze. Die Öle, Sekundärmetaboliten und das Chlorophyll dieser Pflanzen verleihen dem Getränk seine charakteristische grüne Farbe. Dieser Teil des Prozesses fügt einen komplexeren Geschmack hinzu und wird als wichtig für den Alterungsprozess angesehen.
GESCHICHTE UND GEFAHREN VON ABSINTH
Die Geschichte von Absinth ist untrennbar mit jenen Künstlern verbunden, die ihn genossen haben, und den Geschichten, die damit in Zusammenhang stehen. Wermut, eine der Hauptzutaten des Getränks, stammt ursprünglich aus Val-de-Travers in der Schweiz und wurde von dem Dichter und Künstler Arthur Rimbaud als "Beifuß der Gletscher" bezeichnet.
Die erste urkundliche Erwähnung von Absinth erfolgte 1792 durch den Schweizer Arzt Dr. Pierre Ordinaire. Er prägte den Namen "la fée verte" und verschrieb das Getränk als Medikament von Epilepsie über Nierensteine bis hin zu Gicht für alles. Zum angesagtesten Getränk der Belle Époque – Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts – wurde Absinth allerdings in Paris. Schriftsteller wie Rimbaud und Oscar Wilde nahmen ihn als Muse wahr, wobei letzterer schrieb, er habe nach dem Genuss von Absinth halluziniert. Künstler wie Manet und Picasso schließlich machten das Getränk so berühmt, dass die Trinkstunde in Paris – fünf Uhr – in "grüne Stunde" umbenannt wurde.
WIE UND WARUM IST DANN ALLES SO SCHIEF GELAUFEN?
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir in die Schweiz zurückkehren. 1905 trank dort ein 31-jähriger Bauer namens Jean Lanfray übermäßig viel Wein, Cognac, Brandy, Pfefferminzlikör und natürlich zwei Gläser Absinth auf fast nüchternen Magen – er hatte vorher lediglich ein Sandwich zu sich genommen. Im totalen Alkoholrausch begab er sich nach Hause und tötete dort seine Frau und seine beiden Kinder.
Dies war der Moment, an dem die Verbotsbewegung Fahrt aufnahm. Nach Berichten über den Mord begann sich die öffentliche Meinung gegen Absinth zu wenden, woraufhin 82 000 Unterschriften zu einem Verbot des Getränks führten. In den USA kam das Verbot 1908 und erneut 1915. Frankreich schloss sich zeitgleich mit Beginn des Ersten Weltkriegs an. Im Zusammenhang mit dem Verbot behauptete man, Absinth diene dazu "Menschen zu verderben" und sei zudem unpatriotisch, weil es sich um ein Getränk aus der Schweiz handelt.
Absinth wurde in den USA und auch vielen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Frankreich, Österreich, Belgien und Ungarn, aber auch in der Schweiz selbst verboten. Diese Verbote galten in bestimmten Regionen fast ein Jahrhundert lang. So dauerte es in den USA bis 2007, bevor man ein Gesetz verabschiedete, nach dem Absinth generell neu bewertet wurde, weshalb der Verkauf in Bars und der Genuss des Getränks nicht länger illegal ist. Die einzige Ausnahme bildet Absinth, der eine Substanz namens Thujon enthält, ein Neurotoxin, das in höheren Dosen Verwirrung und epileptische Anfälle hervorrufen kann, aber auch mit anderen Symptomen wie Schwindel, Halluzinationen und Wahnvorstellungen in Verbindung gebracht wird.
WARUM DENKEN MANCHE, DASS ABSINTH HALLUZINATIONEN VERURSACHEN KANN?
Obwohl Absinth als Muse französischer Künstler wahrgenommen wurde, war es in Wirklichkeit der irische Schriftsteller Oscar Wilde, der für den Mythos verantwortlich ist, dass Absinth Halluzinationen auslöst. Eines Nachts machte sich Wilde auf den Weg nach Hause nachdem er eine beträchtliche Menge Bier und Absinth getrunken hatte. Als er versuchte, durch die Straßen zu navigieren, schaute er auf seine Füße und erkannte das Bild von Tulpen, die aus seinen Beinen sprossen und sich beim Gehen über seinen Körper schlängelten. Die Tulpen wurden hell und lebendig und immer realer, bis er sich die Augen rieb und der Spuk verschwand.
Obwohl es keinen Beweis dafür gibt, dass für dieses Ereignis etwas anderes als übermäßige Trunkenheit verantwortlich war, behauptete Wilde, die Halluzination sei durch Absinth verursacht worden. Dies hat zum Mythos der immensen Kraft der Spirituose beigetragen. Dank Wildes herausragender Stellung unter den Trendsettern seiner Zeit wurde Absinth auch bei anderen Künstlern und Schriftstellern immer beliebter.
Das heißt jedoch keineswegs, dass von Absinth keine Gefahr ausging. Dies lag jedoch weniger am Getränk selbst, sondern möglicherweise an fragwürdigen Zusätzen, die billigen Sorten zugesetzt wurden.
KANN ABSINTH HALLUZINATIONEN VERURSACHEN?
Äh, nun, nein.
Der Inhaltsstofft in Absinth, um den es die meisten Kontroversen gab, heißt Thujon, eine in Wermut von Natur aus vorkommende Verbindung. Heute ist vorgeschrieben, dass das Thujon bei der Herstellung von Absinth entfernt werden muss, um ein legales Endprodukt zu erhalten.
Die Wahrheit ist, dass Thujon in hohen Dosen möglicherweise giftig sein kann. In besonders kondensierter Form, wie etwa in einem reduzierten Öl oder einer Tinktur, kann Thujon einen Einfluss auf Gamma-Aminobuttersäure (GABA) haben. Dieser Neurotransmitter kann zwar Gefühle von Euphorie und Dysphorie vermitteln, jedoch keine Halluzinationen hervorrufen, es sei denn, die betreffende Person leidet bereits an einer psychischen Erkrankung. Thujon-Überdosierungen können zu einem Verlust der motorischen Fähigkeiten sowie zu Krämpfen und Krampfanfällen führen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Menge an Thujon, die in traditionellem Absinth enthalten ist, Schaden anrichten kann, wenn dieser in Maßen genossen wird. Ein Trinker würde vermutlich längst einer Alkoholvergiftung erlegen sein, bevor er überhaupt die benötigte Menge Absinth einnehmen kann, die für eine Thujon-Vergiftung notwendig ist.
- (n.d.). Myth, reality and absinthe – The Absinthe Encyclopedia by David Nathan-Maister – Absinthes.com - https://www.absinthes.com
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